Monterrey wird oft nur am Rande erwähnt, wenn überhaupt. Dass ein Aufenthalt dort jedoch sehr zu genießen ist, bestätigt Dietmar Mehrens. Er berichtet, warum es mehrere Deutsche dorthin verschlug und gibt einen wichtigen Tipp, wie ein Praktikum sehr gewinnbringend wird. Neben dem Stadtzentrum stellt er die faszinierenden Ausflugsziele Parque La Estanzuela, Canyon La Huasteca, Parque Fundidora und Parque Espana vor. Abschließend empfiehlt er jedem Mexiko-Reisenden einen Trick.

 

Monterrey: Zuckerhäppchen und andere Kleinigkeiten

Es gibt sie immer wieder: Menschen, die nach Monterrey fahren, obwohl doch Guanajuato, Guadalajara und andere Orte so viel schöner sein sollen. Lieber Monterrey-Fahrer, lass dir gesagt sein: Das Gerücht stimmt! Trotzdem musst du nichts bereuen. Denn um Monterrey herum gibt es unendlich viele Schönheiten zu sehen, die noch nicht mal schwer zu erreichen sind.

Wir waren sieben Verwegene, die Monterrey erwählt hatten. Keinen aber hatte Monterreys guter Ruf angelockt. Die Motive waren andere: Zwei kannten einen Mexikaner aus Deutschland, der hier daheim war, und sagten sich, wo man schon jemanden kennt, da lass di nieder. Andere wollten unbedingt an der Uni unterrichten, andere unbedingt Englisch und beides ging anderswo nicht. Und wieder anderen war wohl egal, wo sie landen würden, Hauptsache, weit weg - und dafür gibt's ja immer einen Grund!

Monterrey eignet sich für diejenigen ganz besonders, die nicht so erpicht auf Kulturschockeffekte sind, denn der Einfluss der amerikanischen Kultur ist hier mit Sicherheit stärker zu spüren als in südlichen Bundesstaaten Mexikos. Auf gewisse Standards muss man hier also nicht verzichten und Hygiene-Probleme habe ich auch nur ganz selten gesehen. Monterrey ist eben ein ziemlich wohlhabendes Pflaster und kein Armenhaus!

Klar machen, was man will: An der UANL

Die Zusammenarbeit mit den Deutsch-Dozenten an der Universidad Autonoma de Nuevo Leon funktionierte sehr gut. Möglichst früh sollte man klar machen, was man will. Wer ganz viel unterrichten und ganz wenig herumsitzen will, sollte das deutlich kundtun, dann geht auch was - bis hin zu einer 50:50-Teilung der Unterrichtsstunden. Mehr als zwei Stunden pro Tag sind das eh nicht. Also sollte man zusehen, dass was geht, dann geht auch was. Bei anderen Praktika, hab' ich mir sagen lassen, soll ja nicht so viel gegangen sein. Obacht!

Pflicht: Die Avenida 5 de Mayo

Einer deiner ersten Wege sollte dich in die Avenida 5 de Mayo im Zentrum führen. Da jeder irgendwann den schönen Palacio sehen will, führt an dieser Straße ohnehin kein Weg vorbei. Bei Blickrichtung San Nicolas de los Garza liegt links neben dem Palacio eine kleine Kirche und daneben das Tourstik-Info-Büro, dessen unverkennbares Zeichen ein "?" auf blauem Grund ist. Das Touribüro in der 5 de Mayo bietet dir gratis alle Informationen, die du für Monterrey benötigst. Vor allem lass dir einen Busplan aushändigen (ja, die gibt es!), damit du früh genug lernst mit den Bussen klar zu kommen. Sonst kommst du nämlich nie alleine raus von zu Haus! Jetzt kann es also los gehen!

Zuckerhäppchen: Parque La Estanzuela

Auf keinen Fall verzichten sollte man auf den Ausflug in den Parque La Estanzuela, ein wahres Zuckerhäppchen für Stressgeplagte, Kostenpunkt fünf Pesos plus Busticket. Busfahrer der Linie 5 bringen einen problemlos bis zum Eingang in Valle Alto, danach sollte man sich jedoch ein Taxi gönnen, weil noch etwa fünf Kilometer bis zum Parkeingang zurückzulegen sind. Am Anfang wandelt man nur ein langweiliges, dafür aber kristallklares Rinnsal entlang (schön schattig, ist was für Leute, die sich ungern überanstrengen), aber am Ende des offiziellen Parks geht es mächtig bergauf und man wird für die Plackerei bald durch einen furiosen Canyon-Blick entschädigt, der nur noch von der Aussicht auf El Cielo überboten wird. Der Park schließt zwar um sechs Uhr abends, aber nur nicht die Nerven verlieren. Man kommt immer wieder raus, auch noch um Mitternacht. Wer nicht so gerne wandert und klettert, kann am Eingang in den Park wunderbar picknicken. Dort gibt es - ebenfalls bei toller Aussicht - Plätze und Tische für Ausflügler.

Canyon-Fieber: La Huasteca

Noch sehenswerter ist ein Ausflug nach La Huasteca. Die bizarren Gesteinsformationen, die aussehen, wie mit einem geriffelten Käsemesser abgeschnitten, lassen echtes Karl-May-Feeling aufkommen. Die Buslinie "La Huasteca" bringt einen bis zum Eingang, danach sind noch ein paar Hundert Meter zu wandern.

Der Eingang in den Canyon birgt bereits ein Highlight: Rechter Hand befindet sich eine nicht allzu steil aufsteigende Felswand mit Geröll, auf dem man locker (z. T. sehr locker) in zwanzig Minuten zu einer Schneise in der Gebirgswand kommt. Oben kann man dann von irgendwelchen Spaßvögeln grün und rot angepinselte Stufen emporklettern. Es ist wie eine gigantische Treppe, die allerdings nach oben hin immer schmaler wird; man sollte also schon schwindelfrei sein. Auf einem der obersten Felsen habe ich mich dann der Länge nach hingehauen; links und rechts ein schwindelerregender Tal-Blick. Aber wie gesagt: völlig ungefährlich, da die terrassenförmigen Felsen ein geschwindes Auf- und Absteigen möglich machen. Die Sicht ist sowohl in Blickrichtung Canyon als auch in Blickrichtung Monterrey schlichtweg phänomenal.

Der Aufstieg zur Schneise eignet sich am besten für den Rückweg, da man auf der anderen Seite einen Fußweg direkt hinab zur Straße mit den Bussen nehmen kann.

Im Canyon selbst kann man wunderbar wandern und auch ein paar einheimische Bauern treffen, die rasch von pöbeligen Einheimischen zu hilfsbereiten Philanthropen mutieren, sobald man freundlich über sich selbst Auskunft erteilt. Aber Vorsicht: Es gibt auch viele partysüchtige Amis!

Nur mit dem Auto zu erreichen ist Chipinque, wo es hoch hinaus ins Gebirge geht. Picknickmöglichkeiten zuhauf!

Baden gehen wie Rockefeller

In Monterrey kann man von März bis Oktober ins Schwimmbad. Gerade unter der Woche kommt man sich dabei vor wie Rockefeller in Privatpension. Denn man hat 10 x 50 Meter Pool praktisch für sich allein!

Man fährt zunächst mit der Metro zum Parque Fundidora. Der ist übrigens auch eine Besichtigungstour wert und bietet sowohl Museumsjunkies als auch Joggern, Radfahrern und Fußballern das ideale Betätigungsfeld. Den Parque Fundidora durchquert man einfach in Richtung Parque Espana und geht dann über eine Fußgängerbrücke über die Avenida Morones Prieto. Schon ist man da. Den Parque kann man einfach so passieren, der Eintritt für das Freibad kostet sieben Pesos.

Die Mexikaner sind unter der Woche so gut wie nie da, schon gar nicht im Oktober. Bis 15. Oktober hat das Schwimmbad im Parque Espana noch auf und an klaren Tagen hat man einen tollen Blick auf die Gebirgshänge der nahen Cerros. Also, wer ungern auf den Luxus verzichtet, ein Schwimmbad für sich haben zu dürfen, sollte hier mal vorbeischauen. Andere Schwimmbäder gibt es natürlich auch noch.

Der Trick: fragen, sooft es geht

Das waren nur ein paar Exempel für Besichtigungstouren, die man zur Not - ich habe es vorgemacht - auch völlig allein durchziehen kann. Man muss das auch manchmal, denn das "offizielle" Programm läuft oft nicht wie geplant! Und wenn man ein bisschen Spanisch kann, geht man auch nicht verloren. Der Trick ist nur: fragen, sooft es geht. Dann tragen einen die freundlichen Mexikaner notfalls persönlich ans Ziel. Und nette interkulturelle Kontakte stellen sich quasi nebenbei ein. Entdecker-Herz, was willst du mehr?!?


zurück zur Auswahl der Reiseberichte